Die verdrängte Unanständigkeit – Zensur in der Schweiz
«Zensur in der Schweiz?» Da schütteln viele Schweizerinnen und Schweizer den Kopf und sagen: «Bei uns unmöglich, wir sind eine ehrliche Demokratie.» Es ist Zeit, diese rosarote Brille abzulegen. In den letzten Jahren sind erschreckend viele Beispiele von Presse- und Medienzensuren aufgetaucht, die uns alle hellhörig machen sollten. Die Digitalisierung macht eine volksweite Überwachung von Mail-, Chat-, und Homepage-Inhalten spielend einfach. Gleichzeitig hat die Coronakrise mit ihrer Stigmatisierung breiter Bevölkerungsschichten den Griff zur Zensur massiv beschleunigt. Es findet keine kontroverse Diskussion mehr statt, wer welche Meinung vertritt oder wer die Deutungshoheit über Richtig und Falsch besitzt. Über den Bevölkerungsteil der auch nur einen Bürger weniger als die andere Hälfte aufweist, wird einfach die Proskription verhängt – dann darf man alles mit ihm anstellen. Weiter unten findet ihr ein Beispiel, wo bei einem politischen Event mit renommierten Referenten ohne Vorwarnung die Anmeldeseite gesperrt wurde. Der Provider hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, seine wahre Haltung zu verschleiern. Die heutige Verknüpfung aller Internetanbieter führt dazu, dass einmal irgendwo gesperrte Personen automatisch in allen Ländern der Welt gesperrt werden. Viele Firewalls werden standardmässig mit bereits installierten Blacklists verkauft, welche die Verkäuferfirma, oder die staatlichen Stellen dieses Verkäuferlandes definiert haben. So wandert die Zensur über Landesgrenzen, ohne dass jemals eine nationale Stelle oder ein Parlament die Beurteilungen ihrer eigenen Bürgerinnen und Bürger kontrollieren würden. Die elektronische Zensur wird somit zu einem der wirksamsten Mittel der weltweiten Diskriminierung, denn anders als bei militärischer oder ökonomischer Repression (wo ja immerhin noch ein gewisser Aufwand notwendig ist), kann eine einzige Person von ihrem gemütlichen Schreibtisch aus bestimmen, wer, wann, wo vom heutigen Leben ausgeschlossen wird. Wollen wir wirklich in einer Schweiz leben, in der uns fremde Länder und Konzerne auf Schritt und Tritt, sozusagen bei jedem Knopfdruck, sagen können, was gut und was schlecht ist? Niemand dürfte etwas gegen Fortschritt haben, aber wenn Fortschritt mit Beherrschung gleichzusetzen ist, dann ist es dringend an der Zeit darüber zu reden.
Hier noch einmal die Antworten von Internetanbieter, die ihr gerne weiterverwenden dürft: